Vor mehr als 25 Jahren habe ich dem konventionellen Obst- und Gemüsebau den Rücken gekehrt. Nach vielen Jahren Bioland-Mitgliedschaft habe ich vor sieben Jahren nochmal umgestellt auf bio-dynamischen Anbau und die Mitgliedschaft bei Demeter. Doch auch heute noch plagt mich die Gewissheit, dass wir (also auch wir Biobauern) viel zu oft an Symptomen herumdoktern, anstatt uns Gedanken um die Ursachen unserer vielfältigen Probleme zu machen.
Wie alles begann
Schon während der Ausbildung zum Techniker für Obstbau und Obstverwertung in Weinsberg habe ich beschlossen, mein Berufsleben nicht in Schutzanzug und Atemschutzmaske zu verbringen. Lebensmittel sollten auf eine natürlichere Weise produziert werden. Kaum angekommen im eigenen Betrieb fing ich an, nach einem alternativen Weg zu suchen, einem Weg ohne gesundheitsgefährdende Pflanzenschutzmittel und ohne trinkwassergefährdende Herbizide. Alternative Methoden zur Bekämpfung aller möglichen Lebewesen, die sich vor allem auf meinen Apfelbäumen tummelten und mir die Ernte streitig machten, galt es zu finden. Auch im Weinbau, der anfangs noch ein Viertel meiner Betriebsfläche ausmachte (neben einem weiteren Viertel Spargelanbau und einer Hälfte Obstbau), waren Pilzkrankheiten die ständigen Begleiter. All meine Aufmerksamkeit war auf die Bekämpfung meiner Konkurrenten, der Pflanzenkrankheiten, um die Ernte gerichtet. Eher unbewusst hatte ich aber parallel einen zweiten Weg eingeschlagen.
Neubeginn
Während der Umstellungsphase auf Bioanbau konnte ich ein fast zehn Hektar großes Feld in der Nähe meines Betriebes kaufen. Sandiger Lehm, 92 bis 94 Bodenpunkte, topfeben. Aber die jahrzehntelange Nutzung als Mais-Monokultur mit Schweinegülle-Düngung hatte diesen tollen Boden ruiniert. Grobe, scharfkantig brechende Schollen, keine Struktur, keine Wasserhaltefähigkeit, kein Bodenleben – Wüste! Der einzige Ausweg aus dieser Misere schien mir zu sein, diesen armen Boden mit Kompost zu versorgen, um wieder Leben zu etablieren, Struktur und Fruchtbarkeit zu schaffen. Ich lernte schnell, dass die Kompostbereitung im eigenen Betrieb nicht so nebenbei erfolgen kann. Sie braucht Zeit, Kenntnisse, einen guten Platz, Maschinen und vor allem auch allerlei organisches Material.
Ausgangsmaterialien für guten Kompost:
- Grünabfälle
- Strauchmaterial
- Grünschnitthäcksel
- Stroh & Heu
- Küchenabfälle
- Leguminosen und Kleegrasgemische
- Verschiedene Miste
- Erdzusatz (lehmig-tonig, etwa 10%)
- Kompostpräperate
Bekämpfung von Krankheiten
Vielleicht sollten wir abkommen von der Gewohnheit, von der Krankheit auf den Erreger zu schließen, um diesen dann bekämpfen zu können. Nicht Symptome bekämpfen, sondern ihre Ursache.
„Natürlich findet man in jedem Krankheitsbild irgendwelche feindlichen Lebewesen, ob Mikroben, Pilze oder Insekten. Ob sie Erreger sind oder Begleiter, oder ob sie die Aufgabe haben, das kranke Individuum vollends zu beseitigen, ist oft nicht zu klären. Jedenfalls sagen sie nichts über die Ursachen der Krankheit aus, und ihre Bekämpfung beseitigt bestenfalls das vordergründige Krankheitsbild“ (G. Preuschen).
Wie sind vor diesem Hintergrund unsere Pflanzenschutzmaßnahmen zu beurteilen? Kommen wir der Lösung unserer Probleme näher, wenn wir als Ursache von Schorf und Co. nicht die fiesen Pilze betrachten, sondern vielleicht die schlechte Kommunikation zwischen Bodenleben und Baumwurzel? Leider ist das Wissen um das mikroskopische Leben in unseren Böden äußerst dürftig. Heute kann noch immer niemand sagen, wer da unter meinen Bäumen im Boden lebt. Noch nicht einmal, ob da überhaupt jemand lebt. Nur knapp fünf Prozent der im Boden lebenden Mikroorganismen sind heute bekannt. Über die restlichen 95 Prozent weiß man wenig bis nichts. Dabei könnte dieses Wissen der zentrale Baustein im Verständnis des Zusammenspiels zwischen Bodenleben und Pflanzenwurzel sein.